Wir waren während der Sommerferien zwei Wochen auf der schönen niederländischen Nordseeinsel Texel. Es war ein toller Urlaub und wir hatten auch verdammt viel Glück mit dem Wetter. Einen Erfahrungs-Bericht mit ein paar Fotos und Infos über unseren Aufenthalt auf Texel finden sie hier: Urlaub „vor der Haustür“ – Texel 2019 .
Es war nicht unser erster Urlaub auf Texel und so wussten wir auch, dass es dort ein kleines Flugfeld gibt. Wie die Niederländer so schön sagen „Vliegefeld“. Er liegt relativ mittig auf der Insel bei dem netten Örtchen „Zuid Eierland“. Die genaue Adresse: Postweg 128 / 1795 JS De Cocksdorp, Texel.
Wir selber waren in diesem Jahr in De Koog untergebracht. Von dort aus sah man dann regelmäßig die Fallschirm- und Tandem-Springer über dem Flugfeld abspringen. Noch eindrucksvoller konnte man die Springer und die Landungen verschiedener keiner Maschinen sehen, wenn wir mit dem Fahrrad an dem Flugfeld vorbeifuhren.
Einen Tag haben wir dann auch mal angehalten und uns von der Terrasse des Feldes das Treiben angesehen. Die Solospringer kamen zum Teil mit einem Tempo vom Himmel, das wir dachten „die schlagen gleich ungebremst auf dem Boden auf“. Dabei haben sie auch spiralförmige Abwärtsbewegungen gemacht, was noch spektakulärer aussah. Wenige Meter über dem Boden haben sie dann jedoch abgebremst und kamen sicher auf ihren Füßen zum Stehen.
Interessant waren aber auch die Tandemspringer. Diese hatten etwas größere weiße Schirme und waren damit gut von den Solospringern zu unterscheiden. Es sind „ganz normale Menschen“, wie Du und ich. Sie zogen sich neben dem Flugfeld um, bekamen ihre Einweisung und gingen dann zu Maschine. Nach ein paar Minuten sprangen sie dann mit ihrem Tandem-Master ab und landeten Wiederrum nach ein paar Minuten sicher auf der Erde.
Als wir dann mit unseren Rädern weiter zu unserer Unterkunft fuhren, fragte meine Frau uns plötzlich, ob wir auch mal springen würden. Unsere Jungs verneinten dies. Ich schien wohl gezögert zu haben. Auf der einen Seite fände ich einen solchen Sprung schon interessant, aber auf der anderen Seite hätte ich auch ein wenig Angst. Angst davor, dass zum Beispiel der Schirm nicht öffnet. Ich durfte mir aber dann anhören, dass ich es doch einfach mal machen sollte. Sie würden es mit schenken. Und wenn ich es jetzt im Urlaub nicht machen wollte, würde ich es zum Geburtstag oder zu Weihnachten geschenkt bekommen. Da ein guter Bekannter von mir im September einen Sprung durchführt, den er geschenkt bekommen hat, könne ich doch auch seinen Sprung abwarten und mir dann aus „erster Hand“ berichten lassen.
In unserem Haus angekommen, habe ich mir dann mal die Homepage des Anbieters „Paracentrum Texel“ angesehen und mir die FAQ-Seite durchgelesen. Diese gab es auch glücklicherweise in deutscher Sprache und so konnte ich mir schon mal das Wichtigste ansehen. Es hörte sich alles soweit gut an, obwohl immer noch ein Zweifel blieb.
Es verging wieder ein weiter Tag und wir wollten zum leckeren Eisbauern Labora fahren, den ich nur empfehlen kann. Auf dem Weg dahin ging es wieder am Flugfeld vorbei und natürlich hielten wir dann wieder an und schauten dem Treiben zu. Es war ein toller Tag und es war einiges los. Viele Springer vor Ort und eine ganze Menge Interessierte, die einen Rundflug über die Insel gebucht hatten.
Wir schauten uns dann wieder, und diesmal etwas gezielter, die Tandemspringer an. In einer Halle wurden die genutzten Schirme wieder zusammengelegt und für den nächsten Sprung vorbereitet. Über einen „Desk“ wurden die Springer aufgerufen und dann für den Sprung eingewiesen und vorbereitete. Die Springer-Maschine landete, die Springer stiegen ein und dann ging es auch schon los.
Und dann stand die Frage, ob ich nun auch springen wolle, wieder im Raum. Ich habe gut eine Stunde darüber nachgedacht und bin hin und her gelaufen. Meine Hauptangst war, das irgendetwas passieren könne. Dagegen sprach jedoch, dass alle Springer gesund und munter herunterkamen. Alle wirkten zufrieden und glücklich. Dann wir überlegt, wann ich springen wolle. Am kommenden Tag wären die Sprünge ab 10.00 Uhr. Wir wussten aber auch, dass sich das Wetter verschlechtern solle. Es war Regen und ein bewölkter Himmel angesagt. Meine Frau meinte ich solle doch mal fragen, ob es am gleichen Tag noch geht.
Wir sind dann in die Anmeldung rein und haben uns dann informiert. Eine Frage war unter anderem, was bei schlechtem Wetter mit einem Sprung wäre und mit dem Geld, was man dann schon gezahlt hätte? Der Sprung würde dann abgesagt. Mit dem Geld wäre es etwas komplizierter. Wenn man seinen Sprung online gebucht hätte, gäbe es kein Geld zurück. Nur wenn man den Sprung dort vor Ort gebucht und bezahlt hätte, wäre die Rückzahlung möglich. Daher war uns klar, dass wir am kommenden Tag vor Ort den Sprung buchen würde.
Da das Wetter aber gerade gut war, fragten wir dann auch, ob es am gleichen Tag noch möglich sei zu springen. Immerhin war es schon gut 15 Uhr und es waren viele Leute dort. Der freundliche Mitarbeiter ging dann mal fragen und keine zehn Minuten später, war klar, dass ich Springen würde. Es wäre noch ein wenig Zeit. Meine Frau hat sich noch mal auf Fahrrad geschwungen und ist zum Haus zurück, da ich keine festen Schuhe anhatte. Ich habe währenddessen meine Anmeldung ausgefüllt. Das Ganze ging hauptsächlich digital vonstatten. Ich habe einen Sprung aus 9000 Fuß gebucht und wollte gerne ein Video und Fotos von meinem Sprung. Selber darf man aus Sicherheitsgründen keine Kamera oder ähnliches Aufzeichungsgerät mitnehmen. Das „Set“ hat mich dann 304,00 Euro gekostet. Unten habe ich noch mal die Preise aufgelistet.
Ich habe mich dann also noch mal hingesetzt und habe schon mal meine Sachen aus den Hosentaschen geholt, Sonnenbrille runter, meine Uhr abgelegt und alles in die Radtaschen verpackt. Als ich gerade am Verpacken war wurde mein Name aufgerufen. Da meine Jungs irgendwo auf dem Gelände Unterwegs waren habe ich mir meine Taschen geschnappt und bin los. Am sogenannten „Manifest“, dem Desk für die Springer, habe ich dann meine Sprunganmeldung abgeben müssen. Es würde noch, eine Stunde dauern. OK. Also wieder zurück und noch mal in mich gegangen. Mir war aber auch klar, dass es nun „kein zurück“ mehr gab.
Als ich dann noch so über alles nachdachte, wurde mein Name schon wieder aufgerufen. Ich also hin und dann ging es irgendwie sehr schnell. Ich und die kleine Gruppe von Springern wurden eingekleidet und bekamen einen Springer-Overall. Unsere Jungs haben meine Taschen genommen und ein paar Fotos gemacht.
Da alles so schnell ging und meine Frau noch nicht wieder zurück war, musste ich mir ein paar Schuhe „ausleihen“. Nachdem der Overall angezogen war, wurde uns dann das Gurt-Geschirr angezogen. Damit wird man dann beim Tandem-Master eingehängt. Die Einweisung dauerte dann auch nicht lange. Uns wurde in mehreren Sprachen der Ablauf des Sprungs erklärt und wie wir uns dabei zu verhalten haben. So langsam wurde mir dabei bewusst, was ich da machen wollte. Dann kam meine Frau mit den Schuhen und riss mich glücklicherweise wieder aus den Gedanken raus. Also schnell noch die Schuhe wechseln und dann ging es auch schon los.
Erst kam mein Tandem-Master kam auf mich zu, stellte sich vor und erklärte mir noch ein zwei Sachen. Wir konnten uns dabei gut auf Deutsch unterhalten. Dann man meine „Kamera“-Springerin und erklärte mir, wie sie arbeiten würde. Erst ein kleines Interview vor dem Start, dann Aufnahme vom Flug, Absprung, Freifall und Landung mit einem abschließenden Abschlussinterview. Die Bilder und Videos würde ich dann im Laufe des Abends über einen Link im Internet aufrufen und laden können. Gesagt getan! Wir haben dann ein kurzes Interview geführt und dann ging es auch schon zum wartenden Flugzeug. Dabei handelt es sich um eine Cessna 208B Grand Caravan/ Supervan. Wer sich ein wenig mehr dafür interessiert kann sich hier weitere Informationen ansehen: https://www.paracentrumtexel.nl/en/featured_item/ph-jbr/.
In der Maschine selbst gibt es, außer für die Piloten, keine Sitzplätze. Man setzt sich einfach auf den Boden. Am besten sieht man es auf den Fotos bzw. auf dem Video. Beim Start muss man sich mit einem Haken sichern. Ist man dann in der Luft, kann man diesen Haken wieder lösen. Dann geht es innerhalb von ein paar Minuten auf die Absprung Flughöhe von 9000 Fuß. Die Aussicht war an dem Tag einfach hervorragend. Das Wetter meinte es gut mit mir und so konnte man auf der einen Seite bis an das Festland (Den Helden) schauen und auf der anderen Seite die Insel Vlieland sehen.
Auf der Flughöhe von 7000 Fuß hakte mich mein Tandem-Master in sein Geschirr ein. Es wurde alles noch mal gescheckt und für gut befunden. Dann machte das Flugzeug die letzte Aufwärtskurve, war auf der Absprunghöhe von 9000 Fuß angekommen und drosselte die Leistung. Mein Tandem-Master setzte mir die Schutzbrille auf. Es war also soweit!
Die Tür wurde geöffnet und einer nach dem anderen sprang mit seinem Tandem-Master aus der Maschine. Wir rutschten immer weiter Richtung Tür und mir wurde immer bewusster, dass es nun kein Zurück mehr gab. Als wir an der Reihe waren, ging erst meine Kamerafrau in Position und hakte sich von außen an die Tür. So hatte sie einen guten Blick auf mich und meinen Tandem-Master, als wir in die Absprungposition gingen. Nun konnte ich zum ersten Mal aus der Maschine direkt nach unten schauen. Mich beschlich ein eigenartiges Gefühl. Ich war aber nun auch komplett mit Adrenalin geflutet. Noch mal ein Winken in die Kamera, Füße (wie vorher eingeübt) unter das Flugzeug geklemmt, zweimal vor und zurückgewippt und dann nach vorne fallen lassen.
Dann kam der gut 30 Sekunden lange freie Fall. Ich habe meine Arme ausgestreckt und war einfach nur „gestaunt“. Die Geschwindigkeit lag bei ca. 180 km/h, was man aber ehrlich gesagt nicht bewusst wahrnimmt. Es ist nicht so, wie bei einem Sprung vom fünf Meter Brett. Die Oberfläche ist gut 3000 Meter tiefer und scheint gar nicht näher zu kommen, wie bei dem fünf Meter Sprung. Plötzlich war dann auch meine Kamerafrau wieder bei mir. Was heißt plötzlich? Die Zeit dehnt sich aus. Es ist schwer zu beschreiben bzw. es ist unbeschreiblich. Jeder empfindet es anders und wird seine Eindrücke anders zum Ausdruck bringen. Ich habe ein wenig in die Kamera gepost und war einfach abgelenkt.
Irgendwann hat sie wieder Abstand genommen und mein Tandem-Master klopfte mir auf die Schulter, um mir mitzuteilen, dass er nun den Schirm öffnen würde. Es gab einen enormen Ruck und wir bremsten von gut 200 km/h auf 15 km/h ab. Dabei hat es noch mehr ordentlich im Gurtzeug gezogen. Ich kannte dies zwar schon vom Klettern, wenn man sich ins Seil hängt und sich abseilen lässt. Trotzdem ist das erst einmal ein unangenehmes Gefühl, welches aber schnell wieder weg ist.
Mein Tandem-Master nahm mir die Brille wieder ab und wir glitten über Texel wie ein Vogel. Nach dem freien Fall war das wieder ein anderes Gefühl. Leicht wie ein Vogel und ein wundervoller Ausblick über die Insel. Alles passte! Das Wetter, die Aussicht, die Entscheidung zu springen. Wir unterhielten uns über dies und das. Er erklärte mir, wie man den Fallschirm lenkt und ich durfte ihn dann übernehmen. Rechts links, links rechts. Zwischendurch hat er ein wenig korrigiert. In der Tiefe sah ich das Flugfeld und die anderen Springer. Unser Flugzeug setze gerade auf der Piste auf und rollte aus. Wir unterhielten uns noch ein wenig. Er springt bis 15-mal am Tag und wohnt auf Texel. So erklärt sich auch diese Ruhe und Ausgeglichenheit. Es ist für ihn Routine und dadurch strahlt er Ruhe und Vertrauen aus.
Irgendwann hat er dann wieder die Kontrolle übernommen und es ging langsam in Richtung Flugfeld. Einmal rüber und dann eine Wendung zum Landepunkt vor der Springerhalle. Ich musste die Beine noch mal hochnehmen und dann ging es schon zur Landung über. Kurz vor dem Boden, sollte ich die Beine wieder runternehmen und dann standen wir auch schon wieder auf der Erde. Ich wurde „ausgeklinkt“ und noch mal interviewt.
Man half mir dann noch beim Ablegen der Gurte. Ich bedankte mich dann noch einmal bei meinem Tandem-Master und der Kamera-Springerin und ging dann zu meiner Familie, die mich schon erwartete. Sie wollten erfahren wie es gewesen sei und ich erzählte es ihnen. Es dauerte noch eine ganze Weile, bis ich endlich wieder „angekommen“ war. Wir haben uns noch weitere Springer angesehen, das Wetter genossen und alles auf uns wirken lassen. Ich gab den Overall ab und holte mir meine Urkunde ab. Dann ging es wieder mit dem Rad zu unserer Unterkunft.
Am kommenden Tag konnte ich mir dann über einen zugeschickten Link meine Bilder und Videos ansehen. Heruntergeladen habe ich sie dann zu Hause. Da habe ich dann auch das nachfolgende Video zusammengeschnitten. Neben dem „Film in meinem Kopf“ und den nicht mehr löschbaren und eingebrannten Erinnerungen, ist das noch mal eine tolle Erinnerung an einen wirklich tollen Tag! Ich möchte mich auch noch mal bei meiner Frau und meinen Jungs für das tolle Geschenk bedanken. Es war wirklich einmalig!!! DANKE !!! ♥
Und hier nun das Video:
Preise:
- € 199,-
- Basis ohne Foto/ Video
- Bodeneinweisung
- Sprung aus 9000 ft
- Urkunde
- € 304,-
- Meist gebuchte Option mit Foto/ Video auf USB
- Bodeneinweisung
- Sprung aus 9000 ft
- Kameramann springt mit für Foto/ Video
- Urkunde
- € 274,-
- Höchster Tandemsprung in den Niederlanden! Noch höher geht nur mit Sauerstoffflasche.
- Bodeneinweisung
- Sprung aus 13000 ft !!
- Urkunde
- € 379,-
- In dieser Höhe kannst du noch ohne Sauerstoffflasche atmen. Höchster Tandemsprung in den Niederlanden!
- Bodeneinweisung
- Sprung aus 13000 ft !!
- Kameramann springt mit für Foto/ Video
- Urkunde
Bei Sprüngen von Montags bis Freitags gibt es € 10,- Rabatt.
Ein Gedanke zu “mein Tandem-Fallschirmsprung über Texel :-)”