Leipzig kann sehr tödlich sein (Jan Gillsborg)


An diesem Wochenende steht die Europawahl an, in England tritt die Premierministerin Theresa May zurück, in Österreich wackelt nach dem öffentlich gewordenen „Ibiza-Video“ die Regierungskoalition und eine große Anzahl an YouTuber meldet sich zu Wort und rechnen mit den großen Parteien ab. Es tut sich also viel in der Parteienlandschaft und im Werben um Wählerstimmen.

Der Autor Jan Gillsborg hat mich Ende April über mein Profil bei rezi.suche.de kontaktiert und mich gefragt, ob ich sein Buch lesen und rezensieren wolle. Ich habe mir folgenden Klappentext durchgelesen, ein wenig über den Autor recherchiert und dann zugesagt.

Klappentext:

Leipzig im Jahr 2019 vor den Landtagswahlen. In diesem Thriller, der sich auf eigene Art gegen Hass, Fremdenfeindlichkeit und Populismus wendet, wird der Journalist Thomas Webb bei einem Anschlag in einem Restaurant angeschossen. Er kommt damit noch relativ gut weg – ein Vorstandsmitglied der (fiktiven) neuen aufstrebenden rechtspopulistischen Partei der Aufrechten Patrioten Deutschlands, PAPD, wird getötet. Leipzig wird ein heißes Pflaster für Webb, als er für ein Berliner Magazin recherchiert, weshalb es in letzter Zeit zu unerklärlichen gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Flüchtlingen und Leipzigern gekommen ist. Außerdem befasst er sich mit der PAPD, die den Flüchtlingen und anderen Migranten nicht wohlgesonnen ist und gerade jetzt vor den Wahlen sagenhaft gute Umfrageergebnisse einfährt. Ein Terroranschlag verschreckt die Leipziger. Was steckt hinter all der Gewalt? Oder besser: Wer steckt dahinter? Neben anderen Tätern ist auch noch ein psychopathischer Mörder hinter dem Journalisten her, der eine alte persönliche Rechnung mit Webb begleichen will. Ein Glück, dass dieser die attraktive rothaarige Polizistin Carola an seiner Seite hat.

 

Die Geschichte spielt vor dem Hintergrund zur Wahl zum 7. Sächsischen Landtag am 1. September 2019. Nicht nur dadurch unterstreicht der Autor Jan Gillsborg seine Aktualität, sondern auch mit den Inhalten zur politischen Parteienlandschaft und den brennenden Themen zur Migration und Asyl.

Der Protagonist der Geschichte ist die fiktive Figur des Journalisten Thomas Webb. Dieser hatte seinen ersten Auftritt schon in dem im April 2018 erschienen Buch von Jan Gillsborg mit dem Titel „15:49 Järvenpää“. Es ist also schon das zweite Abenteuer des Journalisten, was aber für den Leser nicht bedeutet, den ersten Titel vorher gelesen zu haben.

Wie tödlich Leipzig sein kann, wird sofort im Epilog und im ersten Kapitel deutlich und das im wahrsten Sinne des Wortes. Ein Mord an einen Angler und dem Attentat auf ein Leipziger Lokal gleich zu Beginn des 240 Seiten langen Buches hat ich als Leser gleich mitgerissen.

Das Buch ist locker, flüssig und abwechslungsreich geschrieben. Es ist nicht mein erstes Buch, welches ich von einem deutschen Autor lese und welches auch in Deutschland spielt. Ich muss schon sagen, dass mir unsere heimischen Autoren immer mehr gefallen. Es muss nicht immer hollywoodreife Action sein. Dies beweist auch Jan Gillsborg mit seinem Werk. Vielmehr geht es auch nach hausgemachter Art im Sinne eines gepflegtes „Tatorts“, „Derrick“ oder „Polizeiruf 110“. Der Journalist Thomas Webb ist zwar kein Kommissar, aber steht mit seiner investigativen Arbeit einem Kommissar in nichts nach. Die Geschichte wird aus der „Ich-Perspektive“ erzählt und lässt den Leser noch mehr mit der Rolle des Protagonisten identifizieren. Er erfährt so seine Gedanken, Ideen, Gefühle und auch Ängste.

Nebenbei habe ich einen „kleinen Rundgang“ durch die Stadt Leipzig machen dürfen, die der Autor sehr gut kennt und liebt. Der ein oder andere Ort ist vom Autor erfunden, wie er im Epilog selber schreibt, tut aber der Geschichte keinen Abbruch.

Wie in einem guten 90-minütigen Fernsehfilm muss auch ein Buchautor seine Geschichte für den Leser zusammenraffen, wenn man das so nennen darf. Und so bleibt es auch hier nicht aus, dass Thomas Webb zügig von einem Abenteuer ins nächste rutscht. Hin und wieder habe ich mich dabei erwischt, als ich mir die Frage stellte: „warum holst du nicht einfach die Polizei?“. Stattdessen wagt er in „Schimanski-Manier“ den ein oder anderen Alleingang und begibt sich dabei in Gefahr.

Aber auch die Liebe kommt in diesem Buch nicht zu kurz. Und wie der Zufall so spielt, verliebt er sich in die Polizistin Carola Kappel. Diese steht im in der ein oder anderen Situation zur Seite. Und was die Liebe angeht, laufen hier zwei Geschichten parallel. Wie der Zufall spielt, holt die Vergangenheit Thomas Webb ein und sorgt für eine weitere „mörderische“ Überraschung.

Nun aber zu meinem Fazit. Dazu muss ich noch mal zu meinen Eingangsworten zurückkommen. Nicht erst seit den letzten aktuellen politischen Geschehnissen, fragt sich der ein oder andere, was da so alles in der Politik abläuft. Auch das Thema „Asyl“ und „Migration“ ist seit den ersten Übergriffen aus dem Jahr 1990 ein Dauerthema. Dies haben sich auch einige Parteien auf die Fahne geschrieben und gehen damit auf Stimmenfang. Jan Gillsborg begibt sich mit seinem Polit-Thriller dabei nach eigenen Worten auf „sehr dünnes und glattes Eis“. Wie sein Protagonist, beschäftigt ihn die Frage, wie weit Politiker gehen, um ihre Ziele zu erreichen? Die Story wirkt erschreckend real und ich kam mir manchmal so vor, als säße ich vor einem Tagesschau-Bericht.

Erschreckend ist auch, dass sich Inhalte der fiktiven Geschichte, die Jan Gilsborg zwischen Dezember 2017 und Juli 2018 geschrieben hat, nun auch in der Realität wiederfinden. So hat sich gerade erst im Januar 2019 eine neue „patriotische“ Partei“ gegründet. Ebenfalls beklagen Parteien zunehmende bedrohliche Angriffe auf ihre Kandidaten.

Alles in allem handelt es sich bei dem Buch um einen wirklich gelungenen Polit-Thriller, der nah am Puls der Zeit ist und vor den anstehenden sächsischen Landtagswahlen noch mal zum Nachdenken anregt.

Zum Schluss noch mein Lieblingszitat aus dem Buch:

Ein Pessimist hätte gesagt: „Nein, schlimmer kann es gar nicht kommen!“

Ein Optimist: „Oh doch!“

aus „Leibzig kann tödlich sein“ (Jan Gillsborg) / Kapitel 27 – Seite 174

 

Leibzig kann sehr tödlich sein (Jan Gillsborg)

  • Taschenbuch: 240 Seiten
  • Verlag: epubli; Auflage: 2 (24. August 2018)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 9783746756325
  • ISBN-13: 978-3746756325
  • ASIN: 3746756324
  • Vom Hersteller empfohlenes Alter: 0 Monate und älter
  • Größe und/oder Gewicht: 12,5 x 1,5 x 19 cm
  • Link zu Amazon

Informationen zum Autor:

Wie bereits erwähnt stehe ich mit dem Autor in schriftlichen Kontakt. Bevor ich Bücher rezensiere, versuche ich immer ein paar Informationen zu den Autoren zu bekommen. Jan Gillsborg wurde 1940 geboren und hat mit 16 Jahren seinen ersten Beitrag für eine Zeitung geschrieben und blieb dann später beim Journalismus. Tagespresse, Nachrichtenagenturen, im späteren Alter unter anderem auch Reisejournalismus haben ihn geprägt. Einen kurzen Ausflug ins Filmgeschäft gab es auch. Er reist gerne und war schon in gut 25 Länder zu Gast. Lange Jahre war er auch als Bildreporter tätig.

Seinen ersten Roman hat er schon Ende der neunziger Jahre geschrieben. Das Manuskript landete aber im Schredder, da es zu lang und brisant war und er damit zahlreich lebenden Personen auf den Schlips getreten wäre. Die erste Veröffentlichung war 2017 mit sein Thriller „15:49 Järvenpää“. Danach folgte 2018 „Ein mörderischer Märchenprinz“ und nun „Leibzig kann sehr tödlich sein“. Er ist verheiratet und lebt in Berlin.

(HINWEIS: ALS AMAZON-PARTNER VERDIENE ICH AN QUALIFIZIERTEN KÃUFEN. AMAZON UND DAS AMAZON-LOGO SIND WARENZEICHEN VON AMAZON.COM, INC. ODER EINES SEINER VERBUNDENEN UNTERNEHMEN. DER OBULUS WANDERT IN DIE FINANZIERUNG DIESES BLOGS.)
Das Buch wurde von uns vom Autor zur Verfügung gestellt. Die Rezensionen spiegelt meine/ unsere eigene Meinung zu dem Buch wieder. Wenn mir was nicht gefallen sollte, so schreibe ich dies auch nieder. Die Fotos stammen aus meiner Kamera. 

 

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