Psycho-Kardiologie Kompakt (Spitta Verlag)


Vielleicht sollte ich mich zu Beginn der Rezension einmal beruflich outen. Ansonsten wird der ein oder andere Denken, dass dieses Buch nicht zu meinen anderen Buchrezensionen passt. Ich bin gelernter Krankenpfleger und habe in den letzten Jahren im Herzkatheterlabor gearbeitet. Was man dort macht? Wir behandeln Menschen mit Herzbeschwerden und schauen „vor Ort“, ob die Herzkranzgefäße Veränderungen aufweisen. Wenn dies so sein sollte, werden diese Veränderungen behandelt. Ein typisches Beispiel ist ein akuter Herzinfarkt, diese wir auch 24/7 behandeln. Diese Patienten werden meist mit einem Notarzt gebracht und wenn die Notwendigkeit festgestellt ist, von uns untersucht und sofort behandelt. Ich gehe jetzt nicht näher auf die Prozedere ein. Im Internet gibt es dazu genug Informationen.

In den letzten Jahren habe ich mich immer wieder mit den Ängsten der Patienten beschäftigt. Es ist für ihn eine absolute Ausnahmesituation, die von den behandelnden Ärzten und Pflegekräften sehr viel Professionalität einfordert. Es geht aber nicht nur um die physische und physiologische Behandlung, sondern auch um die „Seele“ des Patienten. Diese liegen auf unserem Untersuchungstisch und wissen nicht, was mit ihnen geschieht.  Wir sind diejenigen, die den Patienten begleiten und dort abholen müssen, wo er gerade steht. Zu dieser Thematik habe ich bei Fortbildungen schon Vorträge gehalten: „Hilfe! Ich bekomme einen Herzkatheter.“

Die Thematik ist aber noch tiefgründiger! Es geht um das Wechselspiel zwischen „Seele“ und „Herz“. Das Buch „Psychokardiologie Kompakt“ aus dem Spitta Verlag beschäftigt sich genau mit diesem Thema.

 Klappentext:

Die Patienteninformation vermittelt einen umfassenden Überblick über das Fachgebiet der Psycho-Kardiologie, die sich mit den Wechselwirkungen zwischen Herzerkrankungen und psychischen Faktoren befasst.
Leicht verständlich werden medizinische Grundlagen, beispielsweise über das Herz-Kreislauf-System oder das Stresssystem, verschiedene Herzerkrankungen sowie nicht kardiologische Krankheitsbilder, so genannte funktionelle Störungen, vorgestellt. Einige Erkrankungen werden anhand von Fallbeispielen besprochen. Hier erfährt der Leser anschaulich und nachvollziehbar, wie eine akute Belastung das Herz unmittelbar „treffen“ kann. Abschließend wird auf die vielfältigen Behandlungsangebote eingegangen wie Psychotherapie, Achtsamkeitstraining, Stressbewältigungstraining, Psychoedukation oder Bewegungstherapie.
Wichtige Inhalte sind farbig hervorgehoben und erleichtern den Überblick. Der interessierte Leser findet im Anhang Klinikadressen und weiterführende Literatur.
Aufgrund seines handlichen Formats eignet sich das Buch auch als optimaler Reisebegleiter oder Lektüre für „Zwischendurch“. Psycho-Kardiologie KOMPAKT vermittelt komplexes Wissen einfach und verständlich.

Im Klappentext sind schon viele Informationen genannt. Ich möchte auf die Aussagen: „Patienteninformation“, „leicht verständlich“ und „komplexes Wissen“ eingehen. Das Taschenbuch richtet sich nicht nur an professionelles medizinisches Personal, sondern vor allem auch an den betroffenen Patienten.

Das Taschenbuch ist klein und handlich. Es passt hervorragend in die Kitteltasche und ist so schnell Griffbereit. Die beiden feste Umschlagklappen lassen sich ausklappen und als Lesezeichen nutzen. Auf den Innenseiten finden sich grafische Übersichten und ein schnell zu überschauendes Inhaltsverzeichnis.

Inhaltlich wird zuerst ein Überblick auf das Herz-Kreislauf-System und den häufigsten Erkrankungen dessen geworfen. Die Texte sind „einfach“ gehalten und kommen ohne viele fachspezifische Fachwörter aus. Ist doch mal ein Begriff eingearbeitet, wird dieser sofort für den Laien „übersetzt“ wie z.B. „Herzinsuffizienz“ = „Herzpumpenschwäche“. In grau hinterlegten Boxen werden noch mal wichtige Fakten zusammengestellt. Dies hat den charmanten Vorteil, dass man sich auch mal einen „schnellen Überblick“ verschaffen kann oder das Wichtigste noch mal zusammengefasst zur Hand hat.

In den folgenden Kapiteln gehen die Autoren auf die Psychokardiologie/ Kardiopsychosomatik ein und erklären neben den Begrifflichkeiten das Stresssystem und dessen Auswirkungen auf das Herz. Ein besonderer Blick wird auch die Herzerkrankungen in Kombination zwischen Angst und Depression geworfen.

Einen großen Teil nehmen dann auch noch die Therapiemöglichkeiten ein. Zwar wird in den vorhergehenden Kapiteln auch immer wieder der ein oder andere Hinweis oder der Verweis auf entsprechende Seite gegeben, doch hier finden sich nun auch gut 1/4 des Buches die für den Leser wichtigen Ansätze. Dabei wird der Blick wieder auf die „Gesamtheit“ des Patienten gelegt und unterschiedliche Angebote näher beschrieben. So z.B. die ambulante oder stationäre psychokardiologische Behandlung, die Psychotherapie, das Achtsamkeitstraining, die Psychoedukation, die ambulante Herzgruppen, Heilung durch Bewegung und weitere.

Alleine durch das Angebot von so vielen Therapiemöglichkeiten wird dem Leser schnell bewusst, dass die Psychokardiologie ein komplexes Thema ist und genauso Beachtung finden sollte, wie die interventionellen Methoden (aktive Form der Behandlung)  in der Kardiologie. Es geht darum das Band zwischen Seele und Herz zu verstehen und den Patienten mit seiner Angst und dem seelischen Druck auf einer anderen Ebene zu begegnen. Nicht alles lässt sich mit einem Pflaster behandeln.

Zum guten Schluss finden sich im Anhang noch wichtige Adressen (Internetseiten), ein Register, ein Literaturregister und Infos zu den Autoren. Diese haben sich über Jahre mit der Thematik auseinandergesetzt und wissen, worüber sie „sprechen“ bzw. „schreiben“.

Mir gefällt das „kleine kompakte“ Taschenbuch. Es gibt mir als Fachpersonal in der Kardiologie viele Infos und hat auch meine Perspektiven erweitert. Gleichzeitig geht es aber auch auf den fachfremden Interessierten oder betroffenen Patienten/ Angehörigen ein. Inhaltlich verzichten die Autoren auf komplizierte Fachbegriffe und schreiben die Texte auch für Laien leicht verständlich und nachvollziehbar. Dem Leser sollte aber auch klar werden, dass man sich mit dem Buch nicht selber behandeln kann. Es zeigt aber, dass es Hilfe und Behandlungsmöglichkeiten für ihre Ängste, Sorgen und Probleme gibt.

Psycho-Kardiologie kompakt (Spitta Verlag)

  • Broschiert: 232 Seiten
  • Verlag: Spitta GmbH; Auflage: 1. (10. Dezember 2018)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3946761720
  • ISBN-13: 978-3946761723
  • Größe und/oder Gewicht: 10,8 x 1,2 x 14,8 cm
  • Link zu Amazon

zu den Autoren:

Dr. Rainer Schubmann ist Facharzt für Innere Medizin mit den Zusatzbezeichnungen Psychotherapie, Rehabilitationswesen, Sportmedizin und Naturheilverfahren sowie Kardiovaskulärer Präventivmediziner DGPR (Deutsche Gesellschaft für Prävention und Rehabilitation von Herz-Kreislauf-Erkrankungen). Seit 1998 ist er Chefarzt der kardiologischen Abteilung an der Dr. Becker Klinik Möhnesee, die unter anderem auf kardiologische, psychosomatische und psychokardiologische Rehabilitation spezialisiert ist. In Kooperation mit der psychosomatischen Abteilung wurde 2007 das Zentrum Psycho-Kardiologie der Klinik Möhnesee gegründet.

Dr. Silke Eckelt ist Fachärztin für Innere Medizin und Naturheilverfahren. Seit 2012 ist sie als Oberärztin an der Dr. Becker Klinik Möhnesee tätig. Ihre Schwerpunkte liegen im Bereich der Kardiologie und Psychokardiologie sowie der Naturheilkunde /Komplementärmedizin und Ernährungsmedizin. Im Zentrum für Psycho-Kardiologie der Dr. Becker Klinik Möhnesee arbeitet sie eng mit Psychotherapeuten und Fachärzten zusammen.

Sebastian Hermes ist Psychologischer Psychotherapeut und war zwischen 2012 und 2016 an der Dr. Becker Klinik Möhnesee im Rahmen der psychosomatischen Akut- und Rehabilitationsbehandlung tätig. Zudem erfolgte die konsiliarische psychotherapeutische Mitbehandlung von Patienten im Zentrum für Psycho-Kardiologie. Seit 2017 ist er im Centrum für Psychiatrie, Neurologie, Psychotherapie und Psychosomatische Medizin in Münster tätig.

Dr. Boris Leithäuser ist Facharzt für Innere Medizin mit den Schwerpunkten Angiologie und Kardiologie. Er ist Mitglied mehrerer deutscher medizinischer Fachgesellschaften und Fellow of the European Society of Cardiology. Er hat zahlreiche wissenschaftliche Publikationen verfasst, zuletzt als Koautor des Positionspapiers der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie zur Bedeutung psychosozialer Faktoren in der Kardiologie.

Cover_Psycho-Kardiologie

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Das Buch wurde von uns vom Verlag zur Verfügung gestellt. Die Rezensionen spiegelt meine/ unsere eigene Meinung zu dem Buch wieder. Wenn mir was nicht gefallen sollte, so schreibe ich dies auch nieder. Die Fotos stammen aus meiner Kamera. Für das Beitragsbild habe ich ein Foto von Ian Usher on Unsplash mit eingearbeitet. Trotz sorgfältiger inhaltlicher Kontrolle übernehme ich keine Haftung für die Inhalte externer Links. Für den Inhalt der verlinkten Seiten sind ausschließlich deren Betreiber verantwortlich.
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